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Wie du deinem Kind helfen kannst, mit seinen Gefühlen umzugehen



Ist es dir schon mal passiert, dass du angefangen hast, zu weinen, ohne dass du wirklich wusstest, warum? Warst du schon mal so frustriert, dass du am liebsten irgendetwas durch die Luft geworfen hättest? (Vielleicht hast du es sogar getan…) Bist du schon mal morgens aufgewacht und warst total beunruhigt, ohne dass du wirklich sagen konntest, was dir solche Sorgen bereitet?


Studien sagen, dass wir Menschen mindestens 27 unterschiedliche Gefühlsarten, die wir klar voneinander unterscheiden können, erleben können. Siebenundzwanzig! Vielleicht bist du jetzt überrascht. Vielleicht bist du eher ein sehr ausgeglichener und ruhiger Mensch, der noch nie extreme Höhen oder Tiefen erlebt hat… Vielleicht hat dich diese Tatsache aber auch kein bisschen verwundert, weil du ständig die volle Bandbreite der Gefühle durchlebst…

Wie auch immer… feststeht, dass wir Menschen fähig dazu sind, eine ganze Menge zu fühlen - und nicht nur in der Bandbreite, sondern auch in der Tiefe und Intensität.


Hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, wie dein Kind mit seinen Gefühlen umgeht (oder es nicht tut)?

Stell dir vor, du bist sechs Jahre alt und wachst mit einem mulmigen Gefühl im Magen auf, ohne dass du wirklich weißt, wo es herkommt. Du weißt nicht, wie du überhaupt in Worte ausdrücken sollst, was du fühlst, geschweige denn, was du mit dem Gefühl anfangen sollst.

Genauso geht es unseren Kindern ständig. Sie erleben eine ganze Bandbreite an Gefühlen, haben aber keinen Kontext, keine Lebenserfahrung und keine Sprache, mit der sie die Gefühle ausdrücken können.


Hier sind ein paar einfache Tipps, wie du als Elternteil deinem Kind helfen kannst, seine Gefühle auszudrücken und auf eine gesunde Art und Weise mit ihnen umzugehen.


1. Erkenne die veränderte Gefühlslage.

Egal ob dein Kind seine Gefühle offen ausdrückt oder nicht, es erlebt auf jeden Fall welche. Wenn dein Kind eher zurückhaltend ist, kann es sehr hilfreich sein, wenn du besonders auf Veränderungen in seinem Verhalten achtest. Ist dein Kind z.B. noch weniger gesprächsoffen als sonst? Hat es über einen längeren Zeitraum keinen Hunger? Schläft es extrem viel mehr oder weniger als sonst? Sei ein guter Beobachter deines Kindes. Du kennst dein Kind am allerbesten und kannst spüren, wann es sich nicht mehr so verhält, wie es sonst eigentlich ist.


2. Hilf deinem Kind, sich von der Quelle zu entfernen.

Erkläre deinem Kind, dass es okay ist, erst einmal respektvoll aus einer Situation herauszugehen oder sich von einer Person zu entfernen, wenn man nicht weiß, wie man gut reagieren oder seine Gefühle ausdrücken kann. Das gilt auch, wenn du die andere Person bist. Erlaube deinem Kind, in sein Zimmer gehen und in sein Kissen schreien zu dürfen. Aus der Situation herauszugehen, kann deinem Kind helfen, sich selbst seiner Gefühlslage bewusst zu werden und seine Gefühle besser zu kontrollieren.


3. Leite dein Kind an, ein paar Mal tief ein- und auszuatmen.

Wenn wir einen sehr emotionalen Moment erleben, dann schießt Adrenalin in unseren Körper und wir atmen oft nicht mehr normal. Unser Körper braucht aber Sauerstoff, damit das Blut an die wichtigen Stellen gelangt und unser Gehirn braucht Sauerstoff, damit wir klar denken können. Wenn dein Kind in einer sehr emotionalen Situation ist, kannst du es dazu anleiten, ein paar Mal tief ein- und wieder auszuatmen, um sich selbst dabei zu helfen, von der extremen Gefühlslage etwas herunterzukommen.


4. Hilf deinem Kind, Worte zu finden.

Wir können unsere Gefühle nicht kontrollieren, wenn wir gar nicht wissen, was wir fühlen.

Du kannst z.B. eine Liste mit (visualisierten) Gefühlen zur Hilfe nehmen, damit dein Kind besser bestimmen kann, was es fühlt. Wenn dein Kind sein Gefühl schon benennen kann, kannst du es fragen, wo es sein Gefühl auf einer Skala einordnen würde. Wenn dein Kind z.B. wütend ist, kannst du es fragen: „Auf einer Skala von „ein bisschen wütend“ bis „so wütend, dass ich mir den Kopf rot schreien könnte“, wie wütend fühlst du dich?“ Oder wenn dein Kind traurig ist, dann kannst du es z.B. fragen: „Fühlst du dich jetzt noch trauriger als das eine Mal, als es an deinem Geburtstag so doll geregnet hat, oder sehr viel weniger traurig als damals?“

Es klingt vielleicht teilweise ein bisschen albern, aber wenn du deinem Kind einen Kontext für sein Gefühl gibst, dann hilft ihm das, einzuschätzen und zu verstehen, wie intensiv sein Gefühl ist.


5. Hilf deinem Kind, eine neue Perspektive einzunehmen.

Hilf deinem Kind dabei, wie es einen nächsten Schritt machen kann, mit dem Gefühl umzugehen. Wenn dein Kind z.B. verärgert ist, weil es im Mathetest so schlecht war, dann kannst du ihm z.B. vorschlagen, dass ihr euch zusammensetzen und anschauen könnt, wo die Fehler waren und wie es zu ihnen kam. Wenn dein Kind wütend ist, weil seine Schwester eine Spielverabredung hat und es selbst nicht, dann kannst du z.B. mit ihm darüber nachdenken, was ihm helfen könnte, jetzt trotzdem selbst noch einen schönen Nachmittag zu haben.

Es geht nicht darum, dass du das Problem deines Kindes löst, es geht darum, dass du deinem Kind eine neue Perspektive gibst und ihm damit hilfst, selbst eine Lösung zu finden.


Das allerwichtigste, was du als Elternteil tun kannst, wenn es um Gefühle geht, ist, deinem Kind deutlich zu machen, dass alle Gefühle - auch die unangenehmen - okay sind. Mache deinem Kind immer wieder deutlich, dass es keine schlechten oder falschen Gefühle gibt, sondern nur ungesunde und verletzende Art und Weisen sie auszudrücken.


Erinnere dein Kind daran, dass seine Gefühle sich nach einer Weile wieder verändern können, doch dass das, was du für es fühlst, sich niemals verändert.





 

(Ins Deutsche übersetzt von Nora Wendt. Übersetzung kann inhaltliche Anpassungen enthalten.)

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