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Teil 1: Die Rolle der Familie im AT III - Wie der Glaube an die Kinder weitergegeben wurde



Bibelstudium: Familie in der Bibel

Teil 1: Die Rolle der Familie im Alten Testament III

- Wie im Volk Israel der Glaube an die Kinder weitergegeben wurde


In dieser Blogbeitrag-Serie wollen wir entdecken, was aus biblischer Sicht die Aufgabe der Familie ist und wie Familien in der heutigen Zeit diese Aufgabe leben können.


Im ersten Teil dieser Serie geht es darum, welche Rolle die Familie im Alten Testament hat.

Im letzten Beitrag haben wir entdeckt, welche Rolle die Familie im Volk Israel hatte.



In 5.Mo 1 steht das Volk Israel vor einem entscheidenden nächsten Schritt. Es soll endlich das verheißene Land einnehmen, nachdem es aufgrund von Untreue 40 Jahre lang durch die Wüste wandern musste. Von der Elterngeneration, die damals mit Mose aus Ägypten ausgezogen war, ist außer Josua und Kaleb keiner mehr übrig (4.Mo 14,30). Die erste Generation hatte versagt, aber Gott gibt seinen Plan nicht auf und wagt mit der neuen Generation einen Neuanfang.


Mose ist sich den Herausforderungen, vor denen das Volk mit Eintritt in das verheißene Land steht, sehr bewusst und hält deswegen vor dem Volk eine Rede. Er erinnert das Volk an seine vergangene Geschichte mit Gott, an den Bund und die Gesetze. Mose weiß, dass er nicht mit in das verheißene Land kommen wird und will deswegen sicherstellen, dass der Glaube an Jahwe auch in Zukunft noch Bestand haben wird. Denn davon würde die zukünftige Existenz des Volkes abhängen.


Da die Kindergeneration sich nicht mehr an die Wunder Gottes erinnern wird, muss sich die Elterngeneration bewusst überlegen, wie sie den Glauben an die nächste Generation weitergeben kann. In der Vergangenheit war das Volk jeden Tag ständig an die Gegenwart Gottes erinnert worden und hatte ständig Gottes Taten erlebt. Gott versorgte sie jeden Tag neu mit Manna, jeden Tag war er als Rauchwolke und jede Nacht als Feuerseule für sie sichtbar. Gottes Gegenwart war in ihrem Alltag präsent, sie waren ständig von Gott abhängig und auf ihn angewiesen.


Doch Mose weiß, dass in Zukunft viele Dinge das Volk ablenken und ihren Glauben in den Hintergrund treten lassen werden.[1] In einem fremden Land, umgeben von fremden Kulturen konnten sie ihre nationale Identität nur wahren, wenn sie selbst als eigene Gruppe mit eigener Kultur und eigenem Geistesleben weiterbestanden.


Aus diesem Grund gibt Mose den Israeliten in 5.Mo 6,4-7 Anweisungen mit auf den Weg, wie sie ihren Glauben unter den zukünftigen Lebensbedingungen ganz bewusst an die nächste Generation weitergeben können. Wir können in den Anweisungen fünf Schwerpunkte entdecken.


5. Mose 6,4-7:

„4 Hört, ihr Israeliten! Der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. 5 Ihr sollt den Herrn, euren Gott, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit eurer ganzen Kraft lieben. 6 Bewahrt die Gebote, die ich euch heute gebe, in eurem Herzen. 7 Schärft sie euren Kindern ein. Sprecht über sie, wenn ihr zu Hause oder unterwegs seid, wenn ihr euch hinlegt oder wenn ihr aufsteht.“ (NL)



1. Die Verantwortung gilt dem ganzen Volk (5.Mo 6,4a)


5. Mose 6,4a:

„4 Hört, ihr Israeliten!“ (NL)


Aufgrund der folgenden Verse könnte man denken, dass Mose hier nur zu Eltern spricht.

Die Familie ist der natürliche Ort, an dem eine Generation auf die nächste trifft und der Glaube im praktischen gemeinsamen Leben weitergegeben werden kann.

„In der hebräischen Kultur war das Glaubensleben untrennbar mit dem Familienleben verbunden. […] Ihr gemeinsamer Lebensablauf basierte auf ihrem Glauben an Gott. Er war fester Bestandteil ihres Alltags, bei Festen und Feiertagen.“[2]


Im AT finden sich immer wieder Aufforderungen an die Eltern, dass diese ihre Kinder im Glauben unterweisen und ihnen von den Taten Gottes erzählen sollen (5.Mo 4,9-10; Ps 78,2ff). Die Eltern spielen also in Bezug auf die Glaubensvermittlung eine sehr zentrale Rolle.

Doch die Familien im Volk Israel waren sehr groß und sie waren stark in die größere Gesellschaft des ganzen Volkes integriert. Das Leben der Menschen fand automatisch gemeinsam statt (anders als in unserer heutigen individualisierten und privatisierten Gesellschaft).

Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass die Verantwortung der Glaubensvermittlung hier nicht nur den Eltern sondern dem ganzen Volk zukommt. Die Eltern wurden bei der Erziehung von Angehörigen aus mehreren Generationen unterstützt.


Die folgenden Anweisungen von Mose richten sich also nicht nur an die Eltern, sondern an das gesamte Volk („Höre, Israel!“ (5.Mo 6,4a)).[3]

Mose wusste, dass viele Einflüsse nötig sein würden, um den Glauben einer Generation zu bewahren.



2. Gott ist der Mittelpunkt (5. Mo 6,4)


5. Mose 6,4:

„4 Hört, ihr Israeliten! Der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr.“ (NL)


Mose wandte sich also an das gesamte Volk, forderte sie dazu auf, Gottes Gebote zu halten und beginnt diesen neuen Abschnitt seiner Rede nun mit dem sogennaten Schma Israels: „Höre, Israel: Der HERR ist unser Gott, der HERR allein!“ (5.Mo 6,4)

Mose startet seine Rede mit der wichtigsten Anweisung überhaupt. Er erinnert die Israeliten daran, woran sich alles in ihrem Leben zu orientieren hat, nämlich an Gott.

Gott ist das Fundament und er ist derjenige, worum sich alles andere dreht. Mose sagt im Prinzip, dass sich die Israeliten auch in Zukunft im neuen Land durch nichts anderes davon ablenken lassen sollen.

Selbst innerhalb der eigenen Familie sollen die Eltern Gott immer im Mittelpunkt behalten und z.B. nie ihre Kinder höher als ihn stellen (1.Sam 2,29). Niemals sollen Eltern und Kinder vergessen, wer ihr Gott ist.

Das ist die Grundwahrheit, an die die Eltern sich selbst und ihre Kinder immer wieder erinnern müssen.[4]



Im nächsten Blogbeitrag wird es um die anderen 3 Schwerpunkte gehen.






 

[1] In Rich 2,10-15 lesen wir davon, dass genau das eingetroffen ist. [2] Joiner, Reggie (2012): Lebe Orange. Gemeinde und Familie – gemeinsam stark. Asslar: Gerth Medien GmbH, S.236 [3] Auch an späterer Stelle können wir davon lesen, dass alle sieben Jahre öffentlich für alle Israeliten (Männer, Frauen, Kinder und sogar Fremde) die Gesetze vorgelesen und in Erinnerung gerufen werden sollten. (5.Mo 3,10-13) [4] Tatsächlich lernte noch in der ntl. Zeit ein jüdisches Kind schon sehr früh zu Hause dieses Glaubensbekenntnis auswendig.

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